Die Rezeption afrikanischer Kunst in der westlichen Welt und insbesondere in Deutschland, ist bis heute deutlich geprägt von einem eurozentristischen Kunstverständnis.
Wird überhaupt afrikanische Kunst in Museen und Galerien präsentiert und diskutiert, dann handelt es sich in den meisten Fällen um Sammlungen von Masken, Figuren, Fetischen und anderen Schnitzereien, Ausstellungen mit nicht zu übersehendem historisch-ethnologischen Charakter. Informationen für die Betrachter beziehen sich fast ausschließlich auf die lokale Herkunft der Werke, ihre Bedeutung und Verwendung für religiöse Praktiken. Über die Person des Künstlers oder der Künstlerin erfährt man dagegen nichts, die Exponate werden wie anonyme Volkskunst behandelt.
Die Kunst wird als kunstvoll, aber nicht als künstlerisch wertvoll eingestuft, da sie als zweckgebundenes Kunsthandwerk gilt. Die Präsens solcher „Fetisch-Ausstellungen" ist so ausschließlich, daß man glauben könnte, in dieser Art Kunst erschöpfe sich die gesamte künstlerische Schaffenskraft des afrikanischen Kontinents.

Gibt es in Afrika keine moderne zeitgenössische Kunst, die die Themen des modernen Afrikas aufnimmt und sich in Ausdruckskraft und Qualität mit der europäischer Künstler messen könnte?

Diese Frage drängt sich zwar geradezu auf, wird aber dennoch so gut wie nie gestellt. Die Gründe dafür reichen weit zurück:
500 Jahre Eroberung, Unterdrückung und Ausbeutung der Länder Afrikas und Lateinamerikas haben nicht nur in der sogenannten „Dritten Welt" ihre bis heute zerstörerische Wirkung gezeigt, sie beeinflussen auch immer noch den „Geist Europas". Das Bild von Afrika ist auch heute noch geprägt von dem Ursprünglich-Primitiven, dem Ländlich-Armen, dem Natürlich-Einfachen. Als Inspirationsquelle diente Afrika und seine Kunst bis in die heutige Zeit vielen „großen Künstlern". Was sie hervorbrachten und noch hevorbringen gilt als „hohe Kunst", wohingegen afrikanische Kunst in die Nähe von Folklore gerückt wird. Europa setzt die Maßstäbe und definiert voreingenommen, was als Kunst weltweit zu gelten hat. Selbst dann, wenn vorgegeben wird, eine „Weltkunstausstellung" zu präsentieren, kann man sich nicht von diesem Euro-zentrismus lösen. Das heutige Afrika in seiner ganzen kulturellen Vielfältigkeit und einer Verschmelzung von europäischen Einflüssen und afrikanischer Tradition wird ebensowenig wahrgenommen wie die afrikanischen Künstler, die weit entfernt von jenem historischen Schnitzhandwerk, die Themen ihrer Zeit mit verschiedensten künstlerischen Mitteln zum Ausdruck bringen.

Zeitgenössische, afrikanische Kunst gibt es hierzulande fast nicht zu sehen. Die Gründe dafür reichen von Unwissenheit und Desinteresse über Ignoranz und Arroganz bis zu Böswilligkeit und offenem Rassismus.